Die Geschichte der Musikkapelle Ladis
Auszug aus dem Dorfbuch Ladis, von Reg.-Rat Prof. Robert Klien
Die Musikkapelle Ladis war und ist ein Repräsentant ihres Dorfes und spielt auch zur Freude der Bewohner, sei es an besonderen Festen, Geburtstagen, bei Ehrungen, Besuchen von bedeutenden Persönlichkeiten u.a.. Auch das Spiel in Gruppen, z.B. Turmblasen zu Weihnachten, Messgestaltungen, Palmsonntag, Vernissagen im Kultur- und Veranstaltungszentrum „Rechelerhaus“ u.a., bewältigen unsere Musikantinnen und Musikanten seit jeher in hervorragender Weise. Allen gebührt großes Lob, denn es braucht viel Idealismus, Freude, Begeisterung und Opferbereitschaft, was der ganzen Dorfgemeinschaft zugute kommt und viele Gäste erfreut.
Die Gründung, der 2. Weltkrieg und die Nachkriegszeit
Auf einem so schönen und sonnigen Flecken wie Ladis haben sicher schon in der Jungsteinzeit musik- und sangesfreudige Menschen gelebt. Kurgäste, die bereits seit dem 17. Jahrhundert in Obladis und Ladis weilten, ließen sich bis ins 20. Jahrhundert gerne von heimischen Spielleuten und Sängerinnen unterhalten.
Die Gründung der Musikkapelle Ladis erfolgte im Jahr 1930 auf Initiative des damaligen Bürgermeisters Ludwig Tschiderer, des Lehrers Gottfried Trenkwalder sowie der Brüder Fritz und Ludwig Neier. Ludwig Tschiderer wurde zum Obmann und Gottfried Trenkwalder zum Kapellmeister gewählt. Der junge Klangkörper zählte 25 Mitglieder. Der jüngste Musikant, Hans Tschiderer, Sohn des Gründungsobmannes Ludwig Tschiderer, war knapp elf Jahre alt. 1930/31 war jeder sechste männliche Bewohner von Ladis Mitglied der Musikkapelle. Die erste Zeit nach der Gründung war noch geprägt vom Mangel an Instrumenten. Es gab auch noch keine Tracht, aber man hatte sich auf einheitlich graue Lodenröcke mit grünem Aufschlag, graue Hosen und graue Hüte mit grünem Band geeinigt.
Am 20. Juni 1931 rückte die Musikkapelle erstmals aus – man brachte dem Hernn Pfarrer Alois Larcher ein Namenstagsständchen dar. Am 25. und 26. Juli 1931 trat die Musikkapelle unter Kapellmeister Trenkwalder erstmals groß in der Öffentlichkeit auf. Sogar die Presse berichtete, dass das Kirchweihfest (26. Juli) besonders feierlich begangen wurde. Die jungen Musiker setzten alles daran, um den Vorabend des Kirchtages und den Kirchtag selbst – besonders bei der Prozession – würdig zu gestalten.
Um das dringend benötigte Geld zum Ankauf restlicher Instrumente zu beschaffen, veranstaltete die Musikkapelle auf dem Schlossberg 1932 ein Waldfest. Als 1935 Bundeskanzler Dr. Kurt Schuschnigg in Obladis auf Urlaub weilte, brachte ihm die Musikkapelle in der Silvesternacht ein Ständchen dar. Am Tage seiner Abreise begleitete ihn bei der Fahrt durch Ladis die Musikkapelle mit klingendem Spiel durch das Dorf.
Als Kapellmeister und Lehrer Gottfried Trenkwalder 1936 eine andere Dienststelle antrat, halfen die Kapellmeister Röck von Fiss und Tragseiler von Prutz aus, auch Fritz Neier leitete Proben und dirigierte, wenn man zu einem Ständchen ausrücken musste.
Am Annatag (26. Juli, Kirchweih) 1939 rückte die Musikkapelle für lange Zeit zum letzten Mal aus. Während des Zweiten Weltkrieges hatte sich die Musikkapelle natürlich aufgelöst, da die meisten Musikanten im Krieg waren. Ende des Jahres 1945 begann der Neuaufbau und am Weißen Sonntag 1946 rückte die Musikkapelle wieder aus. Bis 1947 leiteten die Brüder Siegfried und Emil Krismer sowie Max Tschiderer den Klangkörper. Als der Miltärmusiker Hans Tschiderer im November 1947 aus der russischen Kriegsgefangenschaft zurückkehrte, wurde er zum Kapellmeister bestellt.
1948/1949 konnte die Kapelle mit Hilfe von Gönnern (Ulrich von Merhart aus der Schweiz und Fabrikant Vogel aus Bregenz), Spendern und Sammlungen die schöne „Obergrichter Tracht“ (blaue statt weiße Strümpfe) anschaffen. Die Musikkapelle rückte nun zu allen weltlichen und kirchlichen Anlässen in ihrer schmucken Tracht aus. Erlöse aus Festen und Musikbällen mit Glückstopf verwendete man für wichtige Anschaffungen.
Unter Kapellmeister Siegfried Krismer und Obmann Ludwig Neier wurden 1956/1957 die Musikinstrumente in Normalstimmung angeschafft. Den großen finanziellen Aufwand konnte man mit Hilfe der Gemeinde und vieler Spender (besonders Holz wurde von den Eingeforsteten gespendet) bewältigen. In diesem Winter unterrichtete Schulleiter Robert Klien ca. ein Dutzend junge Burschen, die der Musikkapelle beitreten wollten, in der Notenlehre und in den Grundbegriffen des Blasens. Am 4. August wurde Bundeskanzler Julius Raab und seiner Gattin Hermine, die in Obladis seit Jahren Urlaub machten, von der Gemeinde Ladis die Ehrenbürgerschaft verliehen. Die Musikkapelle Ladis trug natürlich auch zur würdigen Gestaltung dieser Feier ihren Teil bei.
1959 nahm die Musikkapelle am Umzug anlässlich der Landesgedächtnisfeier (1809) in Innsbruck teil. Um 1960 reduzierte sich die Zahl der Musikanten, denn etliche arbeiteten auswärts und für diese Pendler bedeuteten Proben und Ausrückungen eine Mehrbelastung, so dass einige der Musikkapelle fernblieben. 1965/1966 war diese leichte Krise wieder behoben. 1966 konzertierte die Musikkapelle auf Einladung der Schützen von Gramelkam bei Landshut anlässlich eines dortigen Festes mit Schützenfahnenweihe.
Wieder Ständchen für hohe Politiker
Der deutsche Bundeskanzler Dr. Kurt Georg Kiesinger weilte zu Ostern 1967 auf Urlaub in Obladis, wo ihm die Musikkapelle Ladis ein Ständchen darbrachte. Der Regierungschef der Bundesrepublik Deutschland war auch in der Weihnachtszeit und zum Jahreswechsel wieder auf Urlaub in Obladis. Am 31. Dezember 1967 stattete ihm der Tiroler Landeshauptmann Eduard Wallnöfer einen Besuch ab und am 2. Jänner 1968 besuchten den hohen Urlaubsgast abermals der Tiroler Landeshauptmann – und diesmal war auch der österreichische Bundeskanzler Dr. Josef Klaus dabei. Natürlich spielte die Musikkapelle entsprechend auf! Auch am 1. Jänner 1969 brachte die Musikkapelle Herrn Dr. Kiesinger wieder ein Ständchen dar, ebenso am 15. und 20. Juli.
Viele Ausrückungen, eine Festschrift und eine Fahne
In den Siebzigerjahren des 20. Jahrhunderts mehrten sich die Ausrückungen durch die regelmäßigen Platzkonzerte und Teilnahme an Musikfesten in anderen Gemeinden. Im Jahr 1978 veranstalteten die Musikkapelle, die Schützenkompanie und die Freiwillige Feuerwehr Ladis gemeinsam ein großes, dreitägiges Fest. Zu diesem Anlass verfasste Hauptschuldirektor Robert Klien aus Pfunds eine ausführliche Festschrift. Die noch lebenden Gründungsmitglieder Josef Grutsch, Adolf Hann, Josef Heiseler, Ernst Hofer, Johann Kathrein sen., Josef Kathrein (Ried), Mathias Kathrein, Josef Köhle, Josef Thöni und Hans Tschiderer wurden von der Musikkapelle geehrt.
Im Jahr 1979 wurden erstmals Mädchen (außer den Marketenderinnen) in die Musikkapelle aufgenommen. Die jungen Musikantinnen Karin Falkner und Petra Stocker spielten Klarinette. Ein besonderes Ereignis war 1987 die Fahrt nach Sittensen, wo die Musikkapelle mit ihrem Auftreten und Spiel viel Begeisterung erntete. Das 60-jährige Bestehen der Musikkapelle Ladis wurde 1990 mit einem großen Musikfest gebührend gefeiert.
Die Musikkapelle pflegte und pflegt auch Freundschaften mit anderen Musikkapellen oder Musikgruppen, so mit dem Spielmanns- und Fanfarenzug Sittensen in Norddeutschland, mit der Brassband Erschwil in der Schweiz und mit der Musikkapelle Satteins in Vorarlberg. Mit der Gemeinde Satteins hat Ladis sogar einen Freundschaftsvertrag geschlossen.
Endlich ein eigenes Heim
Ein besonderer Markstein in der Geschichte der Musikkapelle Ladis ist die Errichtung des Musikpavillons mit Probelokal und Vorplatz, geplant von Architekt Dipl.-Ing. Ekkehard Hörmann. Musikanten und freiwillige Helfer erbrachte große Eigenleistungen. Die feierliche Segnung der ganzen Anlage erfolgte durch Herrn Pfarrer Raimund Jandl und die Eröffnung durch Bürgermeister Anton Netzer am 25. Juli 1999. Vorher hatte die Musikkapelle nie eine richtige Heimstätte, in ihrer Geschichte bis 1999 musste man zehnmal in ein anderes Probelokal ziehen. Der Beharrlichkeit von Bürgermeister Anton Netzer ist es zu verdanken, dass sowohl die finanziellen Mittel gesichert werden konnten und gegen den Widerstand der Opposition im Gemeinderat dieser Meilenstein in der Geschichte der Lader Musik gesetzt werden konnte.
Zahlreiche junge Musikantinnen und Musikanten wurden in die Kapelle aufgenommen und besuchten Fortbildungsseminare. Durch die Vorbildung in der Musikschule kommen sie mit guten Voraussetzungen in die Musikkapelle. 2003 wurde die Musikpädagogin Kathrin Senn aus Karrösten als bisher einzige Frau für knapp 4 Jahre als Kapellmeisterin engagiert.
Festjahr 2005
Im Jahr 2005 konnte die Musikkapelle Ladis auf ihr 75-jähriges Bestehen zurückblicken. Die Jubiläumsfeierlichkeiten begannen mit einer Fotoausstellung über die Geschichte der Musikkapelle im „Rechelerhaus“. Das nächste größere Ereignis war das Saisoneröffnungskonzert im Turnsaal der Volksschule. Weitere Konzerte im Pavillon folgten, am 10. Juli gab die Musikkapelle ein Konzert am Schönjoch im Restaurant „Bergdiamant“. Den Höhepunkt des Festjahres bildete das dreitägige Pavillonfest (Konzert der Sky-Line Bigband aus Frankfurt, Sternmarsch der Musikkapelle Satteins und des Musikzuges Erschwil, anschließend Unterhaltung mit der Gruppe die „Innsbrucker Böhmische“, Frühschoppenkonzert mit der Musikkapelle Satteins und der Brassband Erschwil). Den Abschluss machte die Musikkapelle Ladis mit dem Kirchtagskonzert. Großen Anklang fand das Konzert der Militärmusik Tirol am 10. August.
Die Musikkapelle Ladis spielt auch immer wieder beim Almabtriebsfest, das viele Zuschauer anlockt. Ein besonderes Ereignis im Jahr 2006 war die Teilnahme der Musikkapellen Ladis, Fiss und Serfaus am Bundesblasmusikfest in Wien. Die gemeinsamen Marschierproben erforderten entsprechende Begeisterung, aber die vielen Zuschauer in Wien honorierten das Auftreten und unser Spiel mit großem Applaus. Beim österreichischen Militärmusiktreffen in Innsbruck zeigte die Musikkapelle Ladis nochmals ihr ganzes Können.
Das Frühjahrskonzert 2007 war – wie die vorhergehenden Frühjahrskonzerte auch – ein schöner, gelungener Auftakt. Im Sommer gab die Musikkapelle ein Gastkonzert in Ötz, die Musikkapelle Ötz stattete einen Gegenbesuch mit Konzert ab. Das Bezirksmusikfest in Serfaus erforderte für den Marschmusikwettbewerb zusätzliche Proben. Das Ergebnis war recht erfreulich.
DIE WEITERE CHRONOLOGIE FINDET IHR UNTER DEN PUNKTEN BEITRÄGE UND VERANSTALTUNGEN!
Musikkapelle Ladis im Jahr 2017 vor der Pfarrkirche zum Heiligen Martin mit Kapellmeister Markus Knabl
Beim Frühjahrskonzert 2022 mit Kapellmeister Markus Knabl